Henny Hübner, bildnerische Arbeit
Meine bildnerische Arbeit
Malerisch bin ich dem Situationismus verbunden oder ich würde meine Arbeit als situationistische Plastik im weitesten Sinne beschreiben. Denn ich erkunde stets neue und alte Materialien, die mir reizvoll erscheinen, wenn sich in ihnen ein unmittelbarer Bezug zum Leben manifestiert. Dabei dienen die Collagen auch der Themenfindung.
Einem Sparsamkeitsprinzip folgend verhält es sich auch häufig so, dass ich male, bis die plastische Weiterbearbeitung unausweichlich wird. Schnüre nehmen dabei den Charakter einer räumlichen Zeichnung an.
Während die Bildfolgen eher einen narrativen Charakter haben und Widersprüche ausloten, geht es bei den plastischen Arbeiten, wie meinem (großen Käfer, auch Hummer oder Krabbe; Arbeitstitel) dem Siphon apteros, im Portfolio 2017 um einen Naturalismus, um die materialen Qualitäten eines in der Natur vorkommenden Lebewesens, wie sie die Härte und Farbigkeit des Panzers zum Ausdruck zu bringen. Siphon apteros spielt auf den ohnmächtigen Gregor Samsa an und wandelt sich dabei in eine wehrhafte Figur mit Exoskelett, wie es etwa einer menschlichen Rüstung entspricht. Wenn hier „das Wesen erscheint“, kann man vorbehaltlich vom Abschluss des Arbeitsprozesses sprechen.
Ein Objekt darf andererseits nicht zu schwerfällig werden und muss vor allem transparent bleiben, weshalb ich mich gerne an Skeletten erdgeschichtlicher Lebewesen orientiere, oder an den Modellen, wie man sie in Kostümschneidereien findet; (Krinoline, Ballkleid).
Ferner sind die Plastiken jederzeit durch Farben reduzierbar, um dann wieder entsprechend weiter gebaut werden zu können …
Meine wichtigsten Arbeitsmittel sind Schere und Leim und hiermit spiele ich auf einen Maler an, der in der Schneiderei sowohl Malerei als auch Bildhauerei sah. Der Oberflächencharakter von Materialien und das Motiv, Vergänglichem einen einzigartigen Charakter zu verleihen, so wie jedes Leben einzigartig und kostbar ist, mögen dabei eine Rolle spielen. Vor allem die Objekte haben wohl deshalb Memento mori Charakter. Das ist auch Sehnsucht nach einem verlorenen Paradies, das nah und zugleich unerreichbar erscheint. Wenn wiederum ein Bild zur Installation wird, hat das etwas Vexatorisches oder Paradoxes, wofür mir barocke Motive, ihr performativer Charakter wie auch das Translationsgeschehen willkommen sind. Zu Hause bin ich draußen in der Natur und manche Arbeiten wären trotz ihrer Fragilität angedacht, in der freien Landschaft z.B. an einen Baum gelehnt, oder auf einem Fluss schwimmend (das Rosenboot der schwarzen Madonna) gezeigt zu werden.